Qingdao – ein Handtuch mit goldenem Rand

2008 war nicht nur Peking Austragungsort der olympischen Spiele. Chinas Hauptstadt liegt nun einmal nicht am Wasser, so dass die Segelwettbewerbe seinerzeit vor der Hafenstadt Qingdao ausgetragen wurden. Aus deutscher Sicht war die Metropole aber auch schon lange vorher interessant, denn sie war einst die Hauptstadt des „deutschen Pachtgebietes Kiautschou“. Heute gehört Qingdao ohne Zweifel zu den schönsten Städten Chinas. Zumindest am Küstenstreifen.

Auch wegen der olympischen Spiele hatte sich Qingdao herausgeputzt. Über viele Kilometer lässt sich am Wasser entlang spazieren: vom alten Stadtzentrum mit seinen zahlreichen Gebäuden deutscher Bauart bis hin zum neuen Stadtzentrum mit Rathaus und Segelzentrum. Vorbei an Stränden, Villenvierteln (bevorzugt deutschen Baustil imitierend), modernen Hochhaus-Silhouetten und den Hügeln der Stadt – ein Nordlicht wie ich, würde diese sogar schon als „Berge“ bezeichnen. Es gibt nur wenige Städte, die sich glücklich schätzen können, einen ähnlich ansehnlichen Uferstreifen zu besitzen.

In manchen Teilen Qingdaos beschleicht den deutschen Gast unweigerlich das Gefühl in einer bizarren Mischung aus Ostseebad, Frankfurt am Main und China gelandet zu sein.

Auch noch ein paar Hundert Meter im Landesinneren gibt es einiges zu sehen. Da sind natürlich die schon erwähnten deutschen Bauwerke, zu denen unter anderem monumentale Kirchen, Regierungsgebäude sowie repräsentative Villen gehören. Da sind aber auch die ebenfalls schon erwähnten „Berge“ mit zum Teil sehr schönen Parks, die zum Verweilen einladen und eine grandiose Aussicht über die Stadt bieten. Wem diese Berge nicht bergig genug sind, der wird etwas außerhalb der Stadt fündig, wenn er in das Laoshan Gebirge fährt. Dort warten dann echte Berge und ein paar schöne Wanderwege auf die Gäste. Leider muss für dieses „Landschaftsgebiet“ ein nicht zu knappes Eintrittsgeld bezahlt werden.

Gehen wir nun weiter weg vom Wasser. Dorthin wohin weniger Touristen gelangen, aber die meisten Menschen wohnen und arbeiten. Hier erklärt sich der einleitende Vergleich mit dem Handtuch, das einen goldenen Rand hat. Der Rand glänzt. Aber ein kleines bisschen dahinter ist nichts Besonderes mehr zu sehen. Von ein paar Gebäuden abgesehen, die wieder einmal deutsche Architektur imitieren, indem z.B. rote Giebeldächer verwendet werden, sieht es hier aus wie in jeder x-beliebigen Stadt Chinas. Vielleicht ein bisschen hügeliger, aber ansonsten ziemlich planlos wuchernd und wachsend. Die Straßen mit chaotischem und anarchischem Verkehr werden erst in einigen Jahren durch eine U-Bahn entlastet. Durch den felsigen Untergrund gilt der Bau als schwierig und überdurchschnittlich teuer.

Dennoch. Qingdao ist eine Reise Wert. Leider ist die Stadt verkehrstechnisch ein bisschen Abseits gelegen, so dass es unüblich ist, eine Einstiegsreise dorthin zu machen. Aber beim zweiten Mal… Warum nicht? Am besten verbinden Sie Qingdao dann mit Yantai (nette Hafenstadt), Penglai und dem heiligen Berg Taishan sowie der Konfuziusstadt Qufu. Allesamt in der Provinz Shandong gelegen.

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