Nach 13 Jahren – Xi’an zum Zweiten

Meine allererste Chinareise war im Jahre 1998 für mich in vielerlei Hinsicht eine echte Herausforderung. Ich reiste alleine mit einem Rucksack, schlief in eher schäbigen weil günstigen Hotels, hatte nichts im Voraus gebucht und wusste trotz erster Chinesischkenntnisse und begonnenem Sinologie-Studium noch nicht viel über die Reise-Realität im Reich der Mitte. So Manches war damals in China ja auch noch nicht ganz so einfach und komfortabel wie jetzt. In jenem Jahr änderte ich spontan meine geplante Reiseroute und landete in Xi’an. Ende Mai 2011 war ich nun zum zweiten Mal in der alten Kaiserstadt. Wieder alleine. Aber ansonsten war irgendwie alles anders. Größer, voller, schöner, moderner…

Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind immer noch die selben, auch wenn ich die Terrakotta-Armee des ersten Kaisers dieses Mal ausgelassen habe. Die Stadtmauer ist aber heute schöner als damals, u.a. weil sie in regelmäßigen Abständen mit roten Laternen behängt ist. Die „große Moschee“ verdient das Attribut „groß“ tatsächlich. Ich hatte dieses Gotteshaus viel kleiner in Erinnerung. Aber dieser Hort der Ruhe inmitten der Metropole ist wirklich ein Muss für jeden Gast. Die winzigen Gassen, die zur Moschee führen sind mit noch mehr Souverniergeschäften gesäumt als vor 13 Jahren (eigentlich gibt es in diesen Gassen gar nichts anderes mehr…). Und diese Geschäfte wiederum werden von viel mehr Touristen bevölkert als bei meinem ersten Besuch. Sowohl die Zahl der inländischen als auch der ausländischen Gäste ist merklich gestiegen.

Voller sind auch Xi’ans Straßen. Man sollte vielleicht „chronisch verstopft“ sagen. Abhilfe naht jedoch. Es werden zurzeit mehrere U-Bahnlinien gebaut, wovon die erste bereits im Oktober eröffnet sein soll.

Als neue und unbedingt empfehlenswerte Entdeckung ist das „Guanzhong Folk Art Museum“ zu erwähnen. Es handelt sich um ein Freilichtmuseum der Extraklasse. Einige Kilometer südlich der Stadt am Fuße der schönen Qinling Berge hat ein privater Investor ein Museumsdorf entstehen lassen, das seinesgleichen sucht. Einige der schönsten und größten Hofhäuser der Provinz Shanxi wurden in kleinen Dörfern ab- und hier Stein für Stein wieder aufgebaut und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Dabei klappt einem allein schon bei den ungemein feinen und aufwändigen Verzierungen der Fassaden die Kinnlade herab. Wenn einem der Reiseleiter dann aber auch noch die zahllosen Symbole und Anspielungen erklärt, die in darin versteckt sind, muss man endgültig staunen.

Vielleicht sollte ich nächstes Jahr mal nach Nanjing. Dort war ich seit 1999 nicht mehr…

6 Gedanken zu „Nach 13 Jahren – Xi’an zum Zweiten

  1. Danke für den Bericht. Ich hätte mal eine konkrete Frage: Es muss sich in den letzten knapp 12-13 Jahren doch immens viel passiert getan haben? Kannst du vielleicht mal einen Blogeintrag zu der Veränderung der Architektur und der Infrastruktur geben? Der Mentalitätswandel der Menschen wäre sicherlich auch interessant, ist aber wohl schwierig zu verfolgen

    Gruß
    Frank

    • Danke für die Anregung! Darauf gehe ich gerne ein und werde versuchen, in den nächsten ein, zwei Wochen den entsprechenden Artikel zu schreiben und Online zu stellen. Zu Infrastruktur und Archtitektur lässt sich einiges sagen. Der Mentalitätswandel ist schwerer zu fassen, aber ich denke mal darüber nach.

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