Ganz aktuell erreicht uns dieser Reisebericht von der Fahrt mit der Tibet-Bahn, die wir für Herrn L. organisieren konnten. Wir freuen uns sehr über den unterhaltsamen Bericht und die persönlichen Einblicke in eine Fahrt mit der spektakulären Tibet-Bahn. Viel Spaß beim Lesen!
Reisebericht
05. Mai 2015 Xining
Zug Z6043 nach Lhasa steht bereit, und mein Wagen und Schlafplatz sind schnell gefunden. Die gute Nachricht: Wagen 10 ist gleich hinter dem Speisewagen, die schlechte: Ich habe mit Nr. 26 ein von mir wenig geschätztes Oberbett. Tipp für Interessenten: Die unteren Betten im Luxus-Vierbettabteil sind stets ungerade nummeriert. Bevor ich jedoch dazu komme, mich auf meinem Platz auszubreiten, beginnt zum Leidwesen des Zugpersonals ein lustiges Betten- und Abteiltauschspiel. Ich mache selbstverständlich mit und ermögliche einem Familienclan, zusammen zu reisen. Ich habe damit Freunde für Leben gefunden. Es werden bis zur Abfahrt noch viele Plätze getauscht.Pünktlich um 14.56 Uhr macht sich der 14-Wagen-Zug samt einer schweren 7200 KWh Elektrolokomotive auf den 1956 Kilometer langen Weg nach Tibet. Derweil sind im Zug noch Formalitäten zu erledigen. Die Fahrkarten werden von der Schaffnerin eingesammelt und durch Bordkarten ersetzt. Das zunächst widersinnig erscheinende Verfahren, hat einen guten Grund. Die Schaffner wissen so, wer wann wo aussteigen will/muss und kommen notfalls zum Wecken. Zudem muss noch eine Gesundheitsbestätigung von jedem Fahrgast unterschrieben werden. Nur wer 1. keine Herzprobleme und 2. keinen Bluthochdruck hat, 3. nicht an akuten Diabetesbeschwerden, 4 nicht an Epilepsie, 5. nicht an Schizophrenie leidet und 6. nicht hochschwanger ist (die restlichen Einschränkungen sind mir entfallen), darf die Streckenteile über 3000 Meter befahren.
Mit meiner Unterschrift bin ich gesund und freue mich auf die Rekordzugfahrt mit der Tibet-Bahn , die mich auf 5072 Meter N.N. bringen wird. Der erste Anstieg führt uns auf eine Hochebene, grünes Grasland mit schneebedeckten Bergen am Horizont, ein riesiger See (leider kann ich ihn nicht googlen) begleitet uns für mindesten 45 Minuten. Die folgende Hochebene ist einiges höher und deutlich trockener. In der Stein- und Sandwüste mit spärlichstem Bewuchs suchen nur noch Ziegenherden nach Fressbarem. Um die Erosion zu verhindern, wurden links und rechts des Schienenstrangs über Hunderte von Kilometern grüne etwa 10 Zentimeter hohe und 50 mal 50 Zentimeter messende grüne Plastikumzäunungen gesetzt, die als Windschutz das Ansamen von Vegetation erleichtern soll. Die Ursprungsvariante, eine Strafarbeit, war noch rundum mit einzelnen Steinen gesteckt, der Erfolg hält sich bisher bei beiden Methoden in Grenzen.
Um 23.00 Uhr ist der letzte Halt vor dem Scheitelpunkt, den wir gegen 04.30 erreichen sollen. In Windeseile leert sich der Zug, die Raucher (und es sind gewaltig viele) nutzen ihre letzte Gelegenheit für die nächsten acht Stunden für ein bis drei schnelle Zigaretten. Ich erklimme mein Oberbett, und die Nacht kann kommen.
06. Mai 2015 Lhasa
Gegen Mitternacht wird der Zug langsamer, es geht jetzt mächtig bergauf, und die beiden schweren Dieselloks (die Strecke ist ab Golmund nicht mehr elektrifiziert) mühen sich. Der Schlaf ist unruhig, die Höhe macht sich bemerkbar, obwohl die Klimaanlage neben Frischluft auch zusätzlichen Sauerstoff in die Abteile bläst. Gut abgefüllt mit Alkolfreiem und nicht überfressen, bin ich trotz leicht unguter Vorahnungen o.k., während eine Reihe von Mitreisenden sich mit der Extra-Sauerstoffzufuhr (jedes Bett hat einen Anschluss) verkabeln oder besser verschlauchen lassen. Ich bin auch gegen 4.30 Uhr wach, jetzt, oder in einigen Minuten werde ich mit 5074 Metern den (geografischen) Höhepunkt meines Lebens erreichen, fürs Oberbett habe ich mir zwei Extrameter ab Schienenoberkante gegönnt. Auch in dieser Höhe sehe ich draußen nur noch wenige Schneeflecken, dafür einen gigantischen Sternenhimmel. Schade, dass es jetzt keinen Halt für einen Rundumblick gibt.
Das Einheits-Frühstücksmenü im Speisewagen trifft meinen Geschmack so gar nicht und lohnt nicht die Mühe, sich mit Stäbchen herumzuplagen. Getränke sind noch vorhanden, und die Speiseauswahl in Lhasa attraktiver.
Der Zug erreicht den Neubau-Bahnhof um 12.02 Uhr, obwohl der Fahrplan 13.39 Uhr als Ankunftszeit nennt. Alfreds Warnung in Turpan, ein Zug könne in diesem Land auch früher kommen, ist offensichtlich ernst zu nehmen. Die Formalitäten sind weniger aufwändig als befürchtet, auch wenn der deutsche Reisepass wieder zu einer Extrabehandlung führt.
Vor dem Bahnhof erwartet mich ein Taxi, das mich ins Hotel Thangka bringt. Das Hotel ist guter Durchschnitt, mit schweren Möbeln im braun-goldenen Holzschnitz-China-Barock und mit bunten Tibet-Fähnchen garniertem Blick auf die Alte Stadt. Am meisten gefällt mir allerdings das Bett: Auch wenn ich von Höhenkrankheit verschont wurde, ich bin rechtschaffen müde.
Wenn Sie selbst einmal eine Fahrt mit der Tibet-Bahn erleben wollen, schauen Sie sich doch mal diese Reise an: Quer durch China mit der Bahn
Mich würde diese Reise ja auch reizen, habe jedoch Respekt bzw. Angst vor der Höhenkrankheit.
Wieviele Personen waren etwa betroffen (UNGEFÄHR!! xx von yy Reisenden, prozentual??)
Mussten Reisende die Reise infolge der Höhenkrankheit abbrechen? Wie wurden Erkrnakte behandelt oder betreut?
Hallo,
sorry, wenn ich erst jetzt antworte. Die Reise, auf die sich der Artikel bezieht, war eine individuelle Reise. Mir organisieren oft Gruppen und Einzelreisende nach Tibet. In den letzten Jahren gab es dabei keinerlei Fälle von Höhenkrankheit.
Es ist wichtig, sich langsam auf die Höhe vorzubereiten. Das ist bei einer Fahrt mit der Tibet-Bahn schon ok. InLhasa selbst gibt es gut ausgebildete Ärzte, die im Notfall helfen können. Auch unsere Reiseleiter sind darauf geschult, auf Anzeichen von Höhenkrankheit zu achten. Dann wird in der Regel zunächst zur Ruhe gemahnt. Viel Wasser trinken hilft auch. Meistens geht es dann nach einem ruhigen Tag mit wenig Besichtigungen weiter.
Gerne stehe ich Ihnen auch telefonisch zu dem Thema zur Verfügung: 040 – 1888 124 70