Gedanken zur kalten Jahreszeit in China

Winterabend am Kaiserpalast

Da es in Hamburg in diesen Nächten schon wieder auf den Gefrierpunkt zugeht, erscheint es mir durchaus angemessen, ein paar unsortierte Betrachtungen zum Winter in China auf die Menscheheit loszulassen. Die meisten Reisenden sehen das Reich der Mitte ja nur in den wärmeren Jahreszeiten und verpassen somit ein paar durchaus interessante Einblicke in das chinesische Leben. Sei es der Umstand, dass man auch noch dick eingepackt im Park mit Freunden und Bekannten Karten spielen kann oder die interessante Vorschrift, dass es nur nördlich des Yangzi-Flusses Heizungen geben darf.

Dass China im Winter als Reiseziel durchaus seinen Reiz hat, brauche ich ja hier nicht weiter auszubreiten. Aber vielleicht, dass ich den dick zugefrorenen Wassergraben um die Verbotene Stadt irgendwie faszinierend fand, oder auch die Tatsache, dass Chinas Hauptstadt kaum auf Schneefall eingestellt ist. Denn Peking ist zwar richtig kalt, aber Niederschläge sind im Winter rar. Und so bricht der Verkehr sofort (endgültig) zusammen, wenn ein Zentimeter Schnee fällt. Dort fährt ja auch kein Auto mit Winterreifen…

Wer mal im Winter auf das Land in Chinas Norden fährt, erkennt schnell, dass die Winter für die Menschen eine echte Herausforderung sind. In den alten Häusern der Dörfer gibt es keine Zentralheizungen und die Brikett-Öfen können nicht viel Wärme in die praktisch nicht isolierten Häuser mit Einfachverglasung bringen. Kinder in Deutschland kennen sicherlich keine von innen mit Eisblumen bedeckten Fenster mehr. Geschweige denn Innenwände, die eiskalt sind. Und so trägt man so viele Lagen Kleidung wie möglich. Oft auch in Klassenzimmern, die längst noch nicht überall beheizt sind.

Kaum ein Chinese wird unter diesen Umständen darauf kommen, im Winter ein kaltes Getränk zu sich zu nehmen. Auch Wasser wird daher in aller Regel heiß getrunken.

Aber, um nicht zu sehr abzuschrecken: Meine Hotelzimmer waren in China stets mollig warm. Und die Sehenswürdigkeiten sind wunderbar ruhig und äußerst selten überlaufen. Und es ist schon ein skurriles Schauspiel, wenn z.B. im Houhai See ein todesmutiger Schwimmer in das aufgehackte eiskalte Wasser springen will und vorher von einem erhöhten Punkt aus und nur in Badehose bekleidet Reden schwingt… Todesmutig übrigens weniger wegen der Eiseskälte, sondern eher weil ich das Wasser für ziemlich verschmutzt halte.

Einzig schade ist eigentlich, dass der Norden im Winter sehr einheitlich graubraun wird (zumindest wenn kein Schnee liegt). Wie grün Deutschland dank der Tannen, Rasenflächen und immergrüner Pflanzen auch im Winter ist, begreift man erst, wenn man mal in der kalten Jahreszeit durch Chinas Norden gereist ist.

4 Gedanken zu „Gedanken zur kalten Jahreszeit in China

  1. Was mich interessiert: Gibt es eigentlich in China auch die Zeitumstellung? Ich habe vor kurzen nämlich erfahren, dass die erst in den 70er Jahren bei uns eingeführt wurde um Energie zu sparen. Jetzt frag ich mich ob die Chinesen bei ihrem Klima so eine „Erfindung“ überhaupt brauchen. Vor allem im Süden macht das doch sicherlich keinen Sinn oder?

    • Nein, eine Zeitumstellung gibt es in China nicht. Bevor die jedoch die Sommerzeit einführen, wäre es eigentlich sinnvoller, das ganze Land mal in mehr als nur eine einzige Zeitzone aufzuteilen! Wenn in Peking die Sonne aufgeht, ist es in Urumqi nämlich noch locker zwei, drei Stunden dunkel…

      Im Winter beträgt unsere Zeitdifferenz zu China sechs Stunden. Im Sommer sind es sieben.

      • Das mit der Zeitdifferenz ist genau umgekehrt. Wir haben jetzt hier in China 7 Stunden Zeitdifferenz zu Deutschland, was manchmal die Kommunikation mit der Familie zuhause etwas schwierig macht, im Sommer sind es dann wieder 6 Stunden ( Jeweils bezogen auf die Sommer- und Winterzeit in Deutschland ).

        • Ähm, ja. Das stimmt. Es ist wirklich genau umgekehrt. Manchmal sollte ich mir meine Texte vielleicht noch einmal durchlesen, bevor ich abschicke… Danke für die Korrektur!

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