Frisch aus der Presse erreichten uns heute zwei Exemplare von „Fünfzig Mal Mund auf in China.“ Zugegeben anfangs war ich enttäuscht, denn irgendwie hatte ich mir das Buch größer vorgestellt. „Das ist aber klein“, platzte es sogleich aus mir heraus. Doch wie so oft im Leben sollte ich auch in diesem Fall feststellen, dass die Größe nicht das Maß aller Dinge ist…
„Da muss ich auch mal reinschauen, vielleicht finde ich ja was zum nachkochen“, hörte ich es auf mich einplappern, während ich die wertvolle Fracht erfolgreich und unbeschadet dem Karton entnahm. „Das vorliegende Buch ist kein Kochbuch, kein Gourmet-Guide und auch kein Restaurant-Verzeichnis“ zitierte ich sogleich aus dem Vorwort. Pech gehabt! Da ich hingegen darüber im Bilde war, dass es sich bei „Fünfzig Mal Mund auf in China“ um eine Art kulinarisches Navigationssystem handelt, war ich keines Falls enttäuscht.
Das Buch zeigt einem schlicht und ergreifend, dass die chinesische Küche nicht aus Pekingente und Bratnudeln besteht, sondern vielmehr aus Hühnerfüßen, Schweineschwänzchen, Reisschleim und vielem mehr. Klingt unappetitlich? Macht nichts! Beim blättern läuft einem kein kalter Schauer des Entsetzens über den Rücken. Die exotischen Köstlichkeiten versetzen einen einfach nur ins Staunen.
Wer nicht all zu feige ist, der sollte bei seiner nächsten China-Reise den Mund weit aufmachen und auf den Autor Oliver Lutz Radtke vertrauen. Er will die Leser mit dieser Lektüre nicht gruseln, sondern sie anregen, Dinge zu probieren, die sie hier zu Lande nicht finden und die obendrein äußerst schmackhaft sind. Ich persönlich bin vom Glückskeks-Kenner zum Drachenbartkokon-Fan geworden – klingt schöner und ist bestimmt auch schmackhafter.
Fazit: Hühnchen Süß-Sauer war gestern, heute gibt es „Tofu der pockennarbigen Dame“ und zwar selbst zubereitet, denn drei Rezepte lassen sich am Ende doch noch finden.