Die manchmal nicht ganz so große Große Mauer (Foto-Blog)

Die Große Mauer am Jiao Shan bei Shanhaiguan

Na klar, ist es ein ganz besonderes Gefühl einmal auf der Großen Mauer zu stehen. Diesem Bauwerk haftet einfach eine gewisse Mystik an. Ich weiß von vielen, die bei „ihrem ersten Mal“ sehr ergriffen waren. Für so manchen erfüllt sich damit eine Art Lebenstraum. Wenn man wie ich mehrfach in China war und die Mauer an verschiedenen Stellen sehen konnte, dann wird einem aber klar, dass dieses Meisterwerk fast nur noch dort eine erkennbare Mauer ist, wo neuzeitliche Menschen Renovierungsarbeit geleistet haben. An den meisten Orten sind nämlich nur noch klägliche Reste übrig. Wenn überhaupt. Aber in meinen Augen sind es gerade die zerfallenen Abschnitte, die einen besonderen Reiz ausüben. Lassen Sie sich einfach mitnehmen. Ich will dieses Mal meinen Foto-Blog ein bisschen persönlicher gestalten. „Mein erstes Mal“ war 1998. Als ich noch jung und knusprig war. Natürlich ging es nach Badaling in der Nähe von Peking.

Ich in Badaling 1998

Badaling ist nicht nur der bekannteste sondern auch am meisten besuchte Abschnitt, weil nicht nur gut zu erreichen sondern auch gut restauriert ist.  Außerdem bietet er schöne Landschaft und die für die Mauer so typischen extrem steilen Anstiege.

Steile Anstiege sind typisch für die Große Mauer (1998)

Die Steilheit der Anstiege bekam dann im Jahr 2000 auch meine Mutter zu spüren, die ich nach Badaling mitgenommen hatte.

Badaling im Oktober 2000

Es sollte fast acht Jahre dauern, bis ich wieder einmal zur Mauer kam. Dieses Mal aber immerhin an ein „exotischeres“ Plätzen. Das östliche Ende der Großen Mauer liegt bei Shanhaiguan am Meer. Das ganze nennt sich „Laolongtou“ (alter Drachenkopf) und sieht dann so aus.

Laolongtou bei Shanhaiguan 2008

Das erste Bild dieses Artikels entstand ein paar Kilometer vom Laolongtou entfernt, nämlich dort wo die Mauer das erste Mal in die Berge hinauf steigt. Dort am Jiao Shan ist aber nur der erste kurze Abschnitt restauriert. Wenn man ein wenig weiter in die Berge geht, sind nur noch Reste der Mauer übrig, die auch begehbar sind – was aber nicht ganz ungefährlich ist… (ein bisschen weiter ist die Mauer übrigens fast gar nicht mehr zu sehen)

Reste der Großen Mauer am Jiao Shan 2008

2010 habe ich die Mauer dann auf irgendwo zwischen Datong und Peking vom Zug aus erspäht. Leider war die Mauer sehr fern und die allgegenwärtigen Stromleitungen entlang der Gleise machten ein Foto fast unmöglich. Aber ein kleines Beweisfoto, dass die Mauer auch dort zu finden ist (und sogar in gutem Zustand zu sein scheint), will ich hier dennoch liefern.

Nachdem ich nun das Ostende der Mauer gesehen hatte, habe ich 2011 dann schließlich auch noch das westliche Ende besuchen wollen, welches bei der Stadt Jiayuguan liegt. Vor dem wirklich allerletzten Teilstück ging es aber zunächst zu einem „Xuanbi“ genannten Abschnitt. Dieser wurde schon Anfang der 80er Jahre restauriert. Allerdings wäre „neu gebaut“ eigentlich richtiger, denn von der originalen alten Mauer war hier nichts mehr zu sehen, was jeder feststellen kann, der bis nach oben geht und dann noch ein paar Schritte weiter in die Berge. Leider handelt es sich um eine mieserable Rekonstruktion, die außer dem Verlauf nichts mit dem Original zu tun haben dürfte. Das ist vermutlich sogar auf diesem kleinen Bildchen erkennbar…

Große Mauer „Xuanbi“ bei Jiayuguan 2011

Der allerletzte Mauerabschnitt ist dann tatsächlich im Originalzustand. Und macht auf dem Foto kaum noch etwas her… Die Ziegelsteine wurden längst entwendet und anderweitig benutzt. Nur noch der Lehmkern ist erkennbar.

Reste der Großen Mauer bei Jiayuguan 2011

Ein paar Meter von diesem Punkt entfernt, befindet sich eine tiefe Schlucht. Diese natürliche Barriere war das Ende des Großen Mauer der Ming Zeit. Direkt am Abgrund kann man den letzten bzw. ersten Wachturm sehen – bzw. das, was noch von ihm übrig ist.

Das westliche Ende der Großen Mauer 2011

Meine bisher letzten Mauereindrücke sammelte ich dann einen Tag später von der Eisenbahn aus. Überall in der Provinz Gansu kann man noch auf Mauerreste stoßen. Diese beiden Bilder entstanden aus dem fahrenden Zug heraus:

Überreste eines Wachtturmes der Großen Mauer 2011

Überreste der Großen Mauer irgendwo in Gansu 2011

Ich hoffe, Ihnen hat meine kleine Mauer-Exkursion gefallen.

2 Gedanken zu „Die manchmal nicht ganz so große Große Mauer (Foto-Blog)

  1. sehr schöner Bericht tolle fotos! Danke mich hat vor allem das Westliche ende interessiert, da das ööstliche schon sehr beeindruckend ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.