Das Reich der Mitte verfügt über tausende Kilometer lange Küstengebiete, doch – einmal abgsehen von den Badeorten auf der Insel Sanya ganz im Süden – spielt China als Badedestination praktisch keine Rolle. Dabei gibt es natürlich durchaus auch Strände an anderen Orten. Woran liegt es also, dass selbst wir als Experten de facto nur Sanya auf Hainan als Badeurlaub verkaufen können?
Fangen wir mit den Erklärungen bei der Tatsache an, dass nur ein sehr kleiner Teil der Chinesen überhaupt schwimmen kann. Gepaart mit der kulturellen Eigenheit, dass das Bräunen der Haut bei Chinesen (und vor allem Chinesinnen) absolut unerwünscht ist, und somit das Sonnenbaden ebenfalls entfällt, gibt es also nicht mehr viele Gründe, die für einen Strandurlaub sprechen. Die Nachfrage nach touristischer Infrastruktur für Badeurlaube ist traditionell also eher gering.
Ein paar Badeorte gibt es aber. So manchen davon sogar mit recht langer Tradition. Die berühmtesten befinden sich im Nordosten des Landes in Qingdao, Dalian, Yantai und Beidaihe. Letzterer war einst besonders bei politischen Kadern beliebt, doch heute tummeln sich jährlich viele Tausend „Normalbürger“ an den eher unspektakulären Stränden. Für Europäer befremdlich ist dabei der Anblick der Erwachsenen, die sich mit Schwimmreifen ausgestattet in das Wasser wagen – das liegt an der oben erwähnten Tatsache, dass die meisten von ihnen Nichtschwimmer sind.
Alle diese Orte haben jedoch das Problem einer raltiv kurzen Saison, die höchstens von Mai bis Oktober reicht. Alles andere ist einfach zu kalt. Immerhin sind diese Orte, insbesondere aber Beidaihe, von Beijing aus recht gut zu erreichen. Wer bei Shanghai einen schnellen Sprung ins Meer sucht, muss etwas weiter fahren. Beziehungsweise SOLLTE weiterfahren, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die Wasserqualität im Yangzi-Delta unseren Vorstellungen entspricht.
Am ehesten kommt sicherlich die Insel Putuoshan in Frage, die sich auch von Shanghai aus mit der Fähre erreichen lässt. Diese heilige Insel des Buddhismus lockt mit grüner Natur und einigen kleinen Badestränden. Tropische Inselromatik wie aus Thailand, der Südsee oder der Karibik sollte man hier aber nicht erwarten.
Und sonst? Auf die Schnelle und ohne Recherche fällt mir eigentlich nur noch ein einziger bekannterer Strand ganz im Süden des chinesischen Festlandes ein. Er liegt auf der Hailing Insel, ist viele Kilometer lang und bietet sogar durchaus vernünftige Hotels. Von Guangzhou („Kanton“) aus ist diese Insel mit dem Auto in wenigen Stunden erreichbar, da es eine Brücke als Landverbindung gibt. Die Saisonzeit ist sicherlich länger als bei den Stränden des Nordens. Der große Nachteil ist aber die miserable Erreichbarkeit. Der nächste Flughafen ist ein paar Autostunden entfernt und auch eine Bahnanbindung gibt es nicht.
Ich würde zwar meinen Allerwertesten darauf verwetten, dass es irgendwo an der chinesischen Küste auch heute noch ruhige Buchten mit weitgehend sauberem Wasser und akzeptbalen Stränden gibt, aber touristisch erschlossen scheint noch keiner von Ihnen zu sein. Vielleicht ist das noch eine Marktlücke für die Zukunft!
Abschließend möchte ich noch allen, die jetzt entgegnen wollen „aber auf Hong Kongs vorgelagerten Inseln gibt es doch einige bekannte Strände“, folgendes sagen: Ja, das stimmt. Aber nachdem ich durch die ungeheuren Industriestädte des Perlfluss-Deltas gefahren bin und dort die pechschwarzen Brühen gesehen habe, die einst Flüsse und Bäche waren, und die alle mit dem Perlfluss gleich um die Ecke Hong Kongs ins Meer gespült werden, bin ich mir sicher, dass es bessere Ideen gibt, als bei Hong Kong zu baden…
Hach, so ein Strandurlaub ist schon was feines. Aber es ist wohl das letzte, was mir bei einer China-Reise in den Sinn kommt! Dennoch interessant zu sehen, dass die Möglichkeit gegeben ist und es Badeorte gibt. Und ein schöner Reise-Abschluss wäre es allemal.
Ich bin gerne im Wasser und bin auch Wassersport gegenüber aufgeschlossen. Deshalb würde mich Hainan interessieren, dann da kann man sogar Surfen gehen. Auch bei diesem Thema hat man China nicht gerade als erstes Ziel im Kopf. Wie gut, dass das Reich der Mitte so viel zu bieten hat!
LG Anna 🙂